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Schüllers Neun-Punkte-Plan - ein Plädoyer für mehr Mut in der Gesellschaft

19.11.2024

 Hermann Schüller (1. Reihe Mitte) zusammen mit Bürgermeister Nils Anhuth (1. Reihe, Zweiter von links) und Jubilaren im Rathaus in Barßel.

Haben Sie gewusst, dass einige Unternehmen einen Leiter-Beauftragten haben müssen? Und das gesetzlich verpflichtend? Also jemanden, der in größeren Betrieben für Leitern und Tritte zuständig ist?

Nichts gegen ein gehöriges Maß an Sicherheit am Arbeitsplatz. Doch während Bürokratie die Liebe zum Detail pflegt, sieht Hermann Schüller die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Politik vor deutlich größeren Herausforderungen, die allesamt pragmatisch, kreativ und mit Mut angegangen werden müssten.

„In Deutschland verwalten wir uns gegenseitig immer mehr, sichern uns ab, werden aber zunehmend unproduktiver. Ich könnte mehr von solchen Geschichten erzählen.“ Gleich zu Beginn hat Hermann Schüller, geschäftsführender Gesellschafter sowohl der Semcoglas Holding GmbH als auch beim Basketball-Bundesligisten EWE Baskets Oldenburg und darüber hinaus im Vorstand des Baskets4Life e.V., das Publikum seines Impuls-Vortrags auf anschauliche Weise in Stimmung gebracht. Genau deshalb wollte Bürgermeister Nils Anhuth - glühender Fan der EWE Baskets in Block 22, Reihe 1 - Hermann Schüller an diesem Montagabend unbedingt dabeihaben, als die Gemeinde Barßel in einer Feierstunde elf Unternehmensjubilare mit teils 75 Jahren Historie hochleben ließ.

Diesen Abstecher in den Landkreis Cloppenburg hat der überzeugte Ammerländer Hermann Schüller gerne unternommen. Der Abend im Atrium des Neuen Rathauses war die perfekte Bühne, um über drängende Fragen unserer Zeit zu sprechen. Das Thema: „Aktuelle Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Deutschland – und was sich ändern muss.“

Darüber hinaus konnte Hermann Schüller auf das gesellschaftliche Engagement von SEMCO als Förderer in sozialen Projekten des Baskets4Life e.V. aufmerksam machen. SEMCO veranstaltet zudem selbst an seinen Standorten die sogenannten SEMCO KIDS Days. Dort werden Kinder und Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten gezielt zusammengebracht, um ihnen mit Sport und Bewegung neue Perspektiven zu eröffnen. So sollen auch Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden. Das Ziel: Kinder in den Fokus rücken, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen besondere Unterstützung benötigen.

„Mittelständler sind das Rückgrat dieser Gesellschaft. Ohne sie ist Wohlstand und Leben nicht denkbar. Sie stehen für gelebte Demokratie: täglich gemeinsam arbeiten, gestalten, streiten, diskutieren und nach Lösungen suchen. In jedem mittelständischen Betrieb pulsiert der Wille, besser und erfolgreicher zu werden“, so Schüller. Allerdings erfordere das Mut und die Bereitschaft, auch mit Unsicherheiten zu leben – die Unsicherheit, Gewinne zu verlieren, Aufträge nicht zu gewinnen oder Arbeitsplätze abzubauen. Mittelständler seien keine Selbstverständlichkeit. Ihre Leistung verdiene mehr als Respekt – sie brauche Unterstützung und gute Rahmenbedingungen, um langfristig zu bestehen und zu wachsen.

Daran hapert es in der deutschen Wirtschaft jedoch. Schüller: „Seit Anfang 2023 zeigt sich eine deutliche Konjunkturschwäche in Deutschland. Doch diesmal steckt mehr dahinter als nur eine vorübergehende Schwäche. Normalerweise folgt auf eine solche Phase ein Aufschwung, der die Verluste ausgleicht. Doch die Verluste durch die Pandemie und die Energiekrise konnten bisher nicht wettgemacht werden. Die deutsche Wirtschaft bleibt zurück, und die Chancen auf ein kräftiges Wachstum schwinden dramatisch.“

Mit kurzfristigen Maßnahmen sei kein Staat zu machen. Angesichts der Komplexität der Krise brauche es etwas Durchdachteres. Was braucht es also vom Staat, um das Wirtschaftswachstum in Fahrt zu bringen?

Hermann Schüller, der sein Unternehmen SEMCO 1977 mit zwei Mitarbeitern gestartet hatte und nun 2.000 Menschen europaweit beschäftigt, hat einen Neun-Punkte-Plan aufgestellt:

1. Verwaltung entschlacken

Ein oft übersehenes Schwergewicht in unserem Staat ist die Verwaltung – und sie braucht eine Transformation. Die Verwaltung muss sich von veralteten Vorschriften lösen: Weg mit starren Gesetzen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz und Schluss mit unzähligen CSR-Berichten! Kürzere Bearbeitungszeiten für Baugenehmigungen und die Abschaffung von unnötigen Beauftragten in Unternehmen helfen der Wirtschaft enorm. Denn in ihrer derzeitigen Form blockiert die Verwaltung mehr, als dass sie fördert. Gerade in Krisenzeiten braucht es eine agile, unterstützende Verwaltung.

2. Wettbewerb als Motor der Wirtschaft

Der Wettbewerb zwingt Unternehmen zur Innovation und zur Verbesserung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Dies erhöht die Effizienz, treibt die Produktivität und senkt die Kosten. Ein schlanker Staat ist ein starker Staat: Je weniger staatliche Eingriffe und je mehr Privatisierung, desto größer der Anreiz für die Wirtschaft. Der Verkauf staatlicher Vermögenswerte an private Unternehmen fördert den Wettbewerb, schafft neue Märkte und erhöht die Zahl der Akteure. Privatwirtschaftliche Dynamik und Deregulierung sind die Schlüssel zum Wachstum.

3. Bildung und Ausbildung – Investitionen mit Multiplikatoreffekt

Wir brauchen mehr und besser ausgebildete Fachkräfte! Sie sind das Rückgrat jeder Wirtschaft. Investitionen in Bildung haben einen Multiplikatoreffekt, der direkt ins Wachstum fließt. Berufskraftfahrer, Facharbeiter in Handwerk und Technik – in all diesen Bereichen herrscht akuter Mangel. Bildungspolitik muss den Fokus wieder mehr auf gewerbliche Ausbildung und weniger auf rein akademische Qualifikationen legen.

4. Flexibilisierung der Arbeitsmärkte

Meisterbriefe und Ausbildungsvorgaben sollen Qualität sicherstellen, doch sie dürfen nicht zum Hindernis werden. Wenn Kindergärten an Erziehermangel leiden, müssen Alternativen gefunden werden, um den Nachwuchs schneller auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Eine Anpassung der Ausbildungszeiten und der Berufsvorgaben könnte dringend benötigte Fachkräfte schneller verfügbar machen.

5. Gezielte Steuerung der Einwanderung

Ohne kontrollierte Einwanderung drohen der Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Folgekosten weiter zu steigen. Die Einwanderung muss stärker auf qualifizierte Arbeitskräfte ausgerichtet sein, die sich schnell und erfolgreich integrieren können. Parallel dazu braucht es zügig kostengünstigen Wohnraum, damit diese Menschen nicht nur Arbeit, sondern auch eine Heimat finden.

6. Innovation als Schlüssel zum Wohlstand

Innovation ist die Lebensader einer jeden Wirtschaft. Die Regierung muss den Rahmen für kreative und risikofreudige Gründer schaffen. Innovationsförderung bedeutet, bürokratische Hürden abzubauen und mutige Projekte zu unterstützen. Unternehmen sollten Eintrittsbarrieren nehmen und Unterstützung erhalten, um den Innovationsgeist zu stärken, der Wachstum und Wohlstand bringt.

7. Arbeitslose für das Gemeinwohl aktivieren

Langzeitarbeitslosigkeit muss durchbrochen werden, denn ohne berufliche Aktivität bleiben Erfahrung und Qualifikation auf der Strecke. Es ist paradox, dass Deutschland trotz Fachkräftemangel eine Arbeitslosenquote von sechs Prozent verzeichnet. Diesen Schatz gilt es zu heben.

8. Staatliche Investitionen in zukunftsweisende Innovationen

Strategien für Halbleiter, Klimaschutz und Elektromobilität sind Zukunftsfragen, die auf nachhaltige, gesellschaftsorientierte Konzepte statt auf schnelle Gewinne setzen sollten. Der Staat muss mutig vorangehen, Unternehmen werden nachziehen – das gesamte Wirtschaftsnetz profitiert. Projekte wie die grüne Stahlproduktion von Thyssen Krupp und die Investition in Intel zeigen, dass staatliche Förderungen mit einem Fokus auf nachhaltiges Wachstum sorgfältig geplant sein müssen, um Fehlschläge zu vermeiden. Diese Maßnahmen haben das Potenzial, das Wirtschaftswachstum in Schwung zu bringen, benötigen jedoch gut durchdachte Konzepte und Simulationen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

9. Wie Unternehmen Wachstum und Wertschöpfung fördern können

Die „Hidden Champions“, heimliche Marktführer, die zwar außerhalb des Scheinwerferlichts bleiben, jedoch unverzichtbar für die lokale und nationale Wirtschaft sind. Davon gibt es in Deutschland sage und schreibe fast 1.700! Mittelständische Unternehmen sind nicht nur in ihren Kerngeschäften stark, sie übernehmen auch Verantwortung in Kultur, Bildung, Sport und Sozialem. Vielen ist nicht klar, wie tief der Geist von Familienunternehmen in die Gesellschaft einwirkt.

Wir beschäftigen Mitarbeiter über Jahre hinweg, Menschen aus verschieden Schichten und Kulturen, die in unserem Unternehmen eine gemeinsame Kultur finden und leben. Diese Team- und Familienkultur ist das Herzstück unseres Erfolgs. 

In Familienunternehmen gilt: Man hilft sich! Die Mitarbeiter unterstützen sich, teilen Sorgen und Erfolge, und alle tragen zu einem gemeinsamen Erfolg bei. Respekt, Vertrauen und positive Energie sind die Säulen, die unsere Unternehmen stärken. Wir ermutigen Mitarbeiter, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen, und fördern Eigeninitiative. Aus dieser Summe an Engagement erwächst die Leidenschaft, die unser Unternehmen vorantreibt. Wir nennen das unsere „werteorientierte Team- und Familienkultur“ – der unsichtbare Geist, der das Fundament unseres Unternehmens ist. Besonders für junge Menschen, die sich in diesen unsicheren Zeiten Orientierung wünschen, kann diese Wertehaltung wie ein Leuchtturm wirken.

Die Aufgaben eines Leiter-Beauftragten sind übrigens: regelmäßige Prüfung von Leitern und Tritten, Dokumentation der Prüfungsergebnisse, Schulung und Unterweisung des Personals in der sicheren Nutzung von Leitern und Tritten.

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